Mittwoch, 10. November 2010

Zwiebeln ernten in St George

Wenige Stunden nachdem wir in St. George ankamen und das kleine Dörfchen ziemlich schnell ausgekundschaftet hatten, kümmerten wir uns erst mal um unseren zukünftigen Job. Aus einer Telefonzelle riefen wir die zuständige Dame an, die uns auch gleich mitteilte, dass wir noch am gleichen Tag gegen Mitternacht mit der Arbeit loslegen könnten. Ein zehn stündiger Arbeitstag bei Nacht stand uns nun bevor, was nach drei Wochen Urlaub ganz schön hart und ungewohnt klang. Doch deshalb waren wir ja hergekommen, um zu ARBEITEN! Nach vielen Versuchen ein wenig zu schlafen, was uns leider nicht gelungen ist, mussten wir nach nur einer Stunde Schlaf, auf in die erste Arbeits-Nacht. Um 23.30Uhr wurden wir direkt vor unserem Campingplatz abgeholt und nach einer halben Stunde Busfahrt erwartete uns ein  stockfinsteres, kaltes Zwiebelfeld. Wir waren nicht die einzigen Neulinge auf dem Feld und wurden erst mal eingewiesen, was genau wir zu tun hatten. Nachdem jeder von uns eine Stirnlampe, eine Neongelbe Weste und eine Schere bekommen hatte, konnten wir loslegen. Unsere Aufgabe war es, jede einzelne Zwiebel aus der Erde zu ziehen, die Wurzeln abzuschneiden und den Lauch abzutrennen und das bis morgens früh um 10.00Uhr. Die geschnittenen Zwiebeln mussten wir erst mal in Wäschekörbe sammeln und von da aus in einen riesen Behälter kippen mit den ungefähren Maßen von 1,00m x 1,00m x 0,75m wo ca. 500kg Zwiebeln reinpassen. 22 Wäschekörbe brauchten wir um einen riesen Behälter zu füllen. Die Arbeit war wesentlich härter als wir es uns vorgestellt hatten, denn hier wurde man nicht pro Stunde bezahlt, sondern nachdem was man am Tag geschafft hatte. Für einen gefüllten 500kg großen Behälter sollten wir 40 Dollar bekommen, dies klang nicht schlecht, jedoch war es ein hartes Stück Arbeit, was wir nach wenigen Stunden feststellen mussten. Nach ca. sieben Stunden harter Arbeit mussten wir allerdings ganz rasch unsere sieben Sachen packen, denn der Himmel bewölkte sich und kurz darauf fing es auch schon ganz heftig an zu regnen. Während unserer ganzen Zeit in Australien waren wir an diesem Morgen zum ersten Mal wirklich dankbar für den Regen, der unseren Arbeitstag verkürzte, GOTT SEI DANK dafür. Uns schmerzte alles von Kopf bis Fuß und ganz besonders die Hände taten uns weh, die teilweise von Blasen übersäht waren, da wir dummerweise keine Handschuhe zum Arbeiten an hatten. Während der Busfahrt zurück zum Campingplatz, freuten wir uns umso mehr auf die Dusche und ein wenig Schlaf den wir dringend nachzuholen hatten. In dieser Nacht schafften wir mit Müh und Not zwei Behälter zu füllen, die uns insgesamt 80 Dollar in sieben Stunden harter Arbeit einbrachten, davon wurden aber noch das Fahrgeld für die Busfahrt (6 Dollar, pro Person am Tag) und die Steuern abgezogen. Körperlich total am Ende und Seelisch am absoluten Tiefpunkt über das zu wenig verdiente Geld, genossen wir dennoch den wohl verdienten Schlaf. An diesem Tag hörte der Regen nicht mehr auf, was uns nicht weiter störte, da wir so gut wie tot waren und bis drei Uhr mittags durchschliefen und nichts davon mitbekamen. Gegen Abend bekamen wir die Auskunft, dass die Arbeit in der anstehenden Nacht nicht stattfinden würde, da das Feld einfach zu nass war. Ein riesen Glück für uns um sich ein wenig zu erholen, da wir in unserem Zustand gar nicht in der Lage gewesen wären einen nächsten zehn stündigen Arbeitstag zu bewältigen. An diesem Abend lernten wir ein  weiteres Pärchen (Nico und Anna) und einen allein reisenden Namens Bag kennen (alle drei kamen aus Deutschland) die auch zum Zwiebeln ernten nach St. George gekommen waren. Wir unterhielten uns den ganzen Abend fast nur über Zwiebeln, wie sie riechen, vor allem auch noch lange nach dem Duschen, dass man in der ersten halben Stunden Tränen in den Augen hat, bevor man sich dran gewöhnt hat und wie verdammt  hart die Arbeit war. Nico und Anna hatten sofort nach dem ersten Arbeitstag entschieden, dass dieser Job einfach zu hart und die Bezahlung dafür sehr schlecht war und haben am nächsten Tag gekündigt.
Bag hatte schon acht Tage in einer anderen Stadt bei den Zwiebeln gearbeitet, gab auch zu dass es harte Arbeit war, war jedoch sehr positiv dazu eingestellt und voller Tatendrang sein Geld zu verdienen um weiter reisen zu können.
Für uns sprach eigentlich alles dagegen, egal wie rum wir die Sache auch drehten, fanden wir einfach keinen Vorteil an der ganzen Geschichte. Schon der Gedanke daran mit schmerzenden Gliedern zehn Stunden für so wenig Geld zu arbeiten, schreckte uns immer mehr ab. Doch nach langem hin und her, entschieden wir uns einen weiteren Tag zu arbeiten, einfach nur um zu sehen ob es besser klappen würde und außerdem hatten wir den Campingplatz auch schon für eine Woche gemietet.
Wenigstens dieses Geld wollten wir uns erarbeiten, um die Kosten hierfür zu decken, das war unser Entschluss. Der nächste Arbeitstag sollte am darauffolgenden Tag um sieben Uhr morgens beginnen, weil es nachts einfach noch zu nass war um zu arbeiten. Mit einem Schmunzeln im Gesicht wurden wir von unseren Kollegen (die diese Arbeit jedes Jahr machten) am Bus empfangen, sie hatten nicht erwartet, dass wir wieder kommen würden, wir ehrlich gesagt aber auch nicht! Diesen zehn stündigen Arbeitstag in der prallen Sonne, endeten wir voller Stolz mit fünf gefüllten Behältern, das war ein Erfolg, 200 Dollar insgesamt. Wir hatten aber dennoch das Gefühl, keinen weiteren Tag mehr arbeiten zu können. Jeder einzelne Muskel schmerzte, selbst bei der kleinsten Bewegung tat alles weh, geschweige denn die Hände, obwohl wir uns schon Handschuhe gekauft hatten. Trotzdem füllten wir an diesem Abend unsere n Stapel  Papiere aus und reichten sie bei unserem Vorgesetzen ein, um am Ende auch unsere Geld zu bekommen. Auf die Frage, ob wir denn am nächsten Tag wieder kommen würden, antworteten wir mit ja, was ihn sehr verwunderte und uns im gleichen Moment leid tat zugesagt zu haben, aber wir hatten uns entschieden es eine Woche durchzuhalten und das wollten wir jetzt auch mit voller Kraft durchziehen.
An den folgenden Tagen mussten wir bis zu zwölf Stunden arbeiten und immer zu unterschiedlichen Zeiten, was Nachteile hatte, weil der Körper einfach keinen Rhythmus bekam und man teilweise nur bis zu drei Stunden Schlaf zwischen den Arbeitszeiten bekam. Jeden nächsten Tag, hofften wir einfach, dass die Schmerzen verschwinden würden und uns die Arbeit etwas leichter fallen würde, doch leider war dies nicht der Fall. Wir brauchten jeden Tag  ca. eine Stunde, bevor wir den Schmerz und die Anstrengung verdrängen konnten und halbwegs schmerzfrei arbeiten konnten, allerdings wurde es kurz vor Feierabend wieder unerträglich. Kein Traumjob und mit Abstand die härteste Arbeit die wir bisher in unserem Leben getätigt hatten, da waren wir uns beide einig. Selbst bei den  Australiern war dieser Job verpönt, denn jeder der uns nach unsere Tätigkeit hier in St. George fragte, schmunzelte über unsere Antwort. Scheinbar hasste jeder diese Art von Arbeit, denn während unserer ganzen Woche die wir nun schon auf dem Feld gearbeitet hatten, waren wir die einzigen Neulinge die doch noch da waren, die meisten sind am nächsten Tag nicht mehr gekommen und haben gekündigt. Am Sonntag haben wir einen freien Tag bekommen an dem wir erst mal viel Schlaf nachholten. Den Nachmittag verbrachten wir mit ein paar Leuten am Fluss von St. George, wo wir gemeinsam lecker gegrillt, und uns unter anderem auch wieder über Zwiebeln unterhalten haben. Es war eine lustige Runde, die wir jedoch nach wenigen Stunden auflösen mussten, weil nachts alle wieder zur Arbeit mussten.
Kaum zu glauben, aber auch für uns läuft schon die zweite Woche, wer hätte das gedacht???
Der Job ist hart, keine Frage, das merken wir jeden Tag aufs Neue. Aber für uns ist es einfach eine neue Erfahrung, auch mal zu sehen wie andere Leute hart für ihr Täglich Brot arbeiten müssen und man fängt Sachen an zu schätzen, die vorher selbstverständlich für uns waren. Außerdem lernen wir jeden Tag, neue Leute kennen und die Arbeitskollegen sind echt lässig und sind froher Natur.
Nun zu uns, wir verdienen mittlerweile ca.240 Dollar insgesamt pro Arbeitstag und sind damit zufrieden, was allerdings nicht heißt, dass wir jetzt für ewig Zwiebelpflücker bleiben wollen. Von daher war es im nach hinein eine erfolgreiche Woche für uns und mal sehen wie die nächste verläuft.



Aufgepasst!!!
Diese Nachricht gilt nur für McDonalds Besucher und Liebhaber, denn die Zwiebeln die wir hier unter schweißtreibender Arbeit ernten, landen doch tatsächlich bei der Fastfood-Kette McDonalds.
Also ein kleiner Tipp von uns, genießt jeden happen davon und denkt währenddessen an uns, da wir sie gepflückt haben könnten.

Guten Hunger wünschen Lydia und Viktor  

1 Kommentar:

  1. Hey ihr lieben. Ihr seit ja wirklich hart im nehmen. Aber was ein nicht umbringt härtet hab. Ich hoffe für euch das ihr demnächst eine nicht so schmerzhafte Arebiet findet. Denn noch HUT AB für euerer durchhalte vermögen.
    Es ist immer wieder sehr interessant zu lesen was ihr so erlebt. Freue mich schon auf euern nächsten Eintrag. LG Nadine

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