Gleich am nächsten Morgen gehörten wir zu den aller ersten Kunden an der Tankstelle und waren trotz der Wucher Spritpreise sehr froh unser Haus auf Rädern wieder voll tanken zu können. An diesem Tag sollte es zu einem der bekanntesten Naturwunder Australiens gehen, dem Ayers Rock, weshalb wir hauptsächlich die verdammt lange Reise ins Landesinnere geplant hatten. Auch dieses Mal führte uns eine ewig lange und öde Strecke durch die grün bewachsene Wüste, die kein Ende nehmen wollte. Doch nach knapp fünf Stunden Fahrt die uns deutlich länger vorkamen, erreichten wir endlich unser Ziel und nachdem wir den Eintrittspreis von 25 Dollar pro Person gezahlt hatten, konnten wir die nächsten drei Tage durch den Nationalpark ein und ausreisen. Allerdings mussten wir die Öffnungszeiten beachten, denn das Campen wurde hier nicht geduldet und auch sonstige Unterkünfte oder Schlafmöglichkeiten standen innerhalb des Nationalparks nicht zur Verfügung. Also hieß es immer schön die Uhr im Auge behalten…aber wir hatten ja noch den ganzen Nachmittag vor uns, also dann mal los…
Kilometer für Kilometer kam uns der riesige Stein entgegen und man hatte das Gefühl ihm beim Wachsen zu sehen zu können. Kurz darauf stand der rote 348m hohe Monolith auch schon in voller Größe vor uns und leuchtete uns im Schein der Mittagssonne entgegen. Im Informationszentrum, nutzten wir die Gelegenheit die Kultur und Lebensweise der Aborigines etwas näher kennen zu lernen und wurden gleichzeitig auch über die für Ureinwohner, spirituelle Bedeutung des heiligen Berges aufmerksam gemacht. Nach dem Besuch am Infostand entschieden wir uns doch erst das 50km entfernt gelegene Kata-Tjuta-Gebirge, auch die Olgas genannt, zu besichtigen und wollten pünktlich zum Sonnenuntergang wieder zurück beim Ayers Rock sein.
Das aus 36 gerundeten Hügeln bestehende Gebirge, kam uns im Vergleich zum wesentlich bekannteren Uluru, auf Anhieb viel attraktiver vor. Kamele hockten zwischen den Büschen, umgeben von der unendlich weiten Natur und die Felsformation in mitten der prallen Sonne, funkelte uns in reichen orangeroten Farben entgegen. Doch bevor die Sonne wieder unterging machten wir uns auch schon wenig später auf den Rückweg, um früh genug da zu sein und den Ayers Rock bei Sonnenuntergang beobachten zu können. Wir fanden uns ein Plätzchen, an dem wir den ganzen Berg im Auge hatten und selbst im Hintergrund das Kata-Tjuta-Gebirge sehen konnten. Die Dämmerung brach ein und der Himmel verfärbte sich nur wenig später in alle möglichen Farben. Der Ayers Rock zog sich Schattenartig zurück und wurde nun von den prächtigen Farben des Himmels umrandet, sodass wir nur noch die dunklen Umrisse erkennen konnte. Schließlich zeigte sich auch der Vollmond am Himmel und schien den gelungenen Sonnenuntergang zusätzlich unterstreichen zu wollen und das Bild zu vervollständigen. Ein atemberaubender Moment den wir in vollen Zügen genossen haben, denn nur wenige Minuten später verschwanden all die schönen Farben und der Himmel verwandelte sich zu einem endlos weiten Sternenzelt…
Nun mussten wir zusehen, dass wir den Nationalpark verlassen und uns ein Schlafplätzchen finden.
Am nächsten Morgen beschlossen wir an einer Wanderung entlang des Ayers Rocks teil zunehmen, wo wir einiges über die Natur und Tierwelt im Zentrum Australiens erfahren wollten. Eine riesen Gruppe von Touristen war schon um 8.00 Uhr morgens bereit die Wanderung in Angriff zu nehmen, was uns sehr überraschte. Nach dem der Ranger sich vorstellt hatte, konnte die Tour endlich beginnen. Nach nur zehn Minuten wandern, von denen wir acht Minuten gestanden haben und dem netten Herrn versuchten zuzuhören, was bei so einer Menschenmenge sehr schwierig sein kann, entschieden wir uns heimlich zu verkrümeln. Stattdessen wollten wir uns etwas sportlicher betätigen und den Uluru hinauf klettern. Vor dem Aufstieg wurden wir von einem Schild darauf hingewiesen, dass es nicht im Sinne der Aborigines wäre den heiligen Berg zu erklimmen, es wäre sehr gefährlich und hat schon vielen Menschen das Leben gekostet, jedoch sollte man genug Wasser und eine Kopfbedeckung dabei haben, wenn man doch hinauf klettern möchte. Wie um Himmelswillen soll man sich dagegen entscheiden, wenn ein Kletterpfad bereits dafür geschaffen worden ist und man auch noch die notwendige Packliste mit auf den Weg bekommt??? Entweder es ist verboten oder nicht…so ist es auf jeden Fall in Deutschland, ganz einfach, ohne Wenn und Aber!!!
Wir musterten die Kletterpartie von unten nach oben und die Art Geländer aus Eisenketten die man zur Hilfe nehmen konnte, das sollte wohl zu schaffen sein, waren wir uns einig.
Also dann, einmal kräftig in die Hände gespuckt und auf geht’s.
Die ersten 50m gab es nichts, woran man sich hätte festhalten können und es war teilweise so rutschig, dass man sich auf allen vieren vorwärts bewegen musste. Als wir das Geländer aus Eisenketten erreichten, ging es steiler Bergauf und wir kletterten voller Tatendrang Meter für Meter in die Höhe. Mittlerweile schien uns die Sonne entgegen und bei jeder nächsten Bewegung wurde uns immer wärmer, bis die ersten Schweißperlen kullerten, denn ab dem Moment war uns plötzlich heiß. Der Puls fing an zu rasen, der Atem wurde kürzer und nach jedem Blick auf die bereits zurück gelegte Strecke wurde uns bewusst, dass der Weg deutlich längerer war als wir geschätzt hatten. Aber wer A sagen kann muss auch B sagen, also ging es nach einer kurzen Pause weiter. Weiter hinauf, mit Schnaufen und Stöhnen mussten wir feststellen, dass unsere Kondition auch nicht mehr das war, wie wir sie noch ganz schwach in Erinnerung hatten. Alle paar Meter gönnten wir uns eine Sekundenpause, zum einen aus Rücksicht den anderen Bergsteigern gegenüber, die wir von unseren erschreckenden Geräuschen verschonen wollten, die wir während des Aufstiegs von uns gaben und um zwischendurch wieder tief durchatmen zu können, bevor es weiter gehen konnte.
Bergab, war es dann weniger anstrengend, jedoch rutschiger und wir hatten zum Teil echte Mühe aufrecht stehen zu bleiben. Aber auch das hat wunderbar geklappt und wir sind heil und munter den Berg herunter geklettert.
Zum guten Abschluss sind wir mit dem Auto einmal komplett um den ganzen Ayers Rock gejuckelt, bevor wir uns endgültig vom Herz des roten Zentrums verabschiedet haben und unsere Reise wieder weiter gehen konnte.
Grüße aus dem Outback
Lydia & Viktor
Grüße aus dem Outback
Lydia & Viktor